Ohne Alice – kein Harry
Vor dem Lesen stellen Kinder häufig die Frage: Was passiert denn alles, bis es das fertige Buch gibt? Vom Bücherwerden.
8000 neue Kinder- und Jugendbücher erscheinen jährlich. Dazu kommen noch 4000 neue Schulbücher. Von der Idee des Autors bis zum fertigen Buch im Regal der Buchhandlung vergeht viel Zeit, mehrere Monate, ein Jahr, manchmal sogar Jahre, wenn der Autor beim Schreiben nicht weiterkommt oder keinen Verlag findet, der die Geschichte kaufen und daraus ein Buch machen will. Damit hatten sogar bekannte Kinderbuchautoren zu Beginn ihre Schaffens zu kämpfen: Michael Ende erhielt 1960 eine Menge Verlagsabsagen für seinen späteren Klassiker „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer”, ehe er doch einen Treffer landete. Astrid Lindgren fiel mit „Pippi Langstrumpf” bei Verlagen erst mal durch, weil Pippi so frech beschrieben war und damit nicht ins konservative Erziehungsbild Schwedens damals passte. Joanne K. Rowling verdankte es 1997 der achtjährigen Tochter des Londoner Verlegers Nigel Newton, der dem Kind „Harry Potter” zu lesen gab, dass daraus ein Buch wurde – und Rowling zur gefeierten Autorin. Die kleine Alice Newton war nämlich begeistert. Sie riet ihrem Vater, die Geschichte des Zauberlehrlings Harry zu kaufen. Ohne Alice gäbe es keinen Harry!
Dass ein Autor seinen fertigen Text, man sagt dazu Manuskript, einschickt, passiert genauso, wie Verlage mit Buch-Ideen auf Autoren (und Illustratoren, das sind die Zeichnenden) zugehen. Ein Verlag plant neue Bücher lange im Voraus und überlegt sich, wer das Buch schreiben könnte. An solche Aufträge kommen aber meist nur Autorinnen und Autoren, die bereits Bücher veröffentlicht haben. Dass es für „neue“ Schriftsteller so schwierig ist, ihre erstes Buch zu veröffentlichen, liegt am Geld! Ein Buch zu machen, ist für den Verlag immer ein Risiko, weil er nicht wirklich vorhersagen kann, ob es sich wirklich gut verkauft oder nicht.
Bücher zu fertigen, kostet Geld. Papierherstellung verbraucht große Mengen Wasser und Energie und beim Druck kommen Klebstoffe und Lacke zum Einsatz. Das ökologische Bewusstsein der Verlage ist aber immer verbreiteter! Sie übernehmen Verantwortung und versuchen, bei der Produktion ihrer Titel auf umweltschädigende Chemikalien zu verzichten, und Bücher zumindest auf anteilig recyceltem Papier zu drucken. Jedes Buch, das auf Recyclingpapier gedruckt wird, schont unsere Wälder. Bereits jetzt kommen viele neue Bücher ohne Plastikfolie aus, wenn sie verkauft werden. Das vermeidet Müll und spart Rohstoffe. Tatsächlich sind die Bücher nicht zum Schutz eingeschweißt, vielmehr soll dem Kunden damit gezeigt werden: Dieses Buch wurde noch nie verwendet, es ist neu!
Einem Buch kann man wirklich „ablesen“, wie nachhaltig es hergestellt wurde.
Das Papier ist dunkler und die Seiten haben kleine Punkte. Man kann den Unterschied sogar riechen. Die Prüfbehörde zeichnet besonders nachhaltige Bücher mit dem Zertifikat „Blauer Engel“ aus. Das wird dann auf und im Buch mit abgedruckt.
Die Produktionsdauer eines Titels hängt von Menge der Bücher ab und von der Anzahl der Seiten. Man nennt das die „Auflage“. Im Großen und Ganzen dauert es zehn bis 15 Tage, Ruhezeiten eingerechnet, in den zum Beispiel die Farbe auf dem Papier trocknen muss. Dann ist das Buch fertig und kann ausgeliefert werden.
Damit Buchhandlungen einen Titel in ihr Sortiment aufnehmen, schickt ihnen der Verlag Informationen oder die Mitarbeiter laden die Buchhändler zu Veranstaltungen ein und zeigen ihnen dort ihr Programm.
Das schlaue Buch vom Büchermachen aus dem die Zeichnungen auf dieser Seite stammen, erklärt Kindern ab acht Jahren Schritt für Schritt, welche Stationen ein Buch im Verlag durchläuft und wer so alles daran beteiligt ist. Die Illustrationen hat Daniel Napp beigesteuert.