Lesefördernde, Stoffe

Mit Büchern punkten

Zwei Alberts, die für Leseförderung stehen! Das AusLESE-Maskottchen ist in guter Gesellschaft, ein Albert steckt hinter Antolin. Obwohl Albert Antolin eine unschlagbare Alliteration wäre, der Begründer der beliebtesten Leseförderungsseite hat einen anderen Familiennamen: Hoffmann. Hier gibt es das Interview mit ihm nachzulesen!

Als Lehrer und Schulleiter setzten Sie sich dafür ein, dass Kinder lesen. Verband sich Ihr Einsatz in der Leseförderung mit einem konkreten Erlebnis?
Albert Hoffmann: Mein riesengroßer Wunsch war, Kinder zum Lesen zu motivieren. Videos, YouTube und Filme aller Art machten mir es aber verflixt schwer, sie vom Buch zu überzeugen. Doch dann der Lichtblick: In den USA habe ich eine ganze Reihe Schulen besucht und gesehen, das man (Bücher-)Lesen auf intelligente Weise mit dem Computer verbinden kann. 

Sie kennen Schulen in den USA und Malaysia. Wie funktioniert Leseförderung dort?
Amerikanischen Privatschulen sind klasse, was Lesen und den Umgang mit Literatur betrifft.  Als meine Tochter in Kuala Lumpur (Malaysia) auf eine solche Schule kam, war ich elektrisiert von dem, was ich dort zu sehen bekam: Eine riesige Schulbibliothek, die räumlich und pädagogisch das Herz der Schule war. Mit festangestellten Bibliothekar*Innen, mit internetfähigen Computern, Druckern, Kopierern, Plakatbögen, Stiften, Scheren, Klebern, Nebenräumen für Schülerprojekte, sowie, zwei, drei Buchregalen voll mit Büchern von Schülern, die in Projektarbeiten entstanden waren. In den “freien Lesestunden” (nach Stundenplan) kam so manche Klasse in die Bibliothek, um nach Herzenslust zu stöbern und zu lesen; mal mit Projektauftrag, mal ohne.

„Die Schulbibliothek war ein Ort, an dem es von verschiedensten Aktivitäten, freiem Lernen, kreativen Tätigkeiten nur so gebrummt hat.“ Albert Hoffmann

Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie wichtig ist die Schulbibliothek als Lernort?
Zehn.

Sie haben Antolin ins Leben gerufen. Was bedeutet der Name Antolin?
Antolin ist ein spanischer Vorname. Er hat uns gefallen, weil er für soziemlich jeden leicht auszusprechen war.

Warum ist das Maskottchen ein Rabe mit Karnevalsmütze?
Der Rabe gilt als ein intelligentes Tier, die rote Mütze hat nur dekorative Zwecke, sie hat sich mein ältester Sohn Raphael ausgedacht.

Sie haben viele der auf Antolin gelisteten Bücher selbst ausgewählt. Das sind nun fast 20 Jahre, wie viele Bücher haben Sie gelesen?
Es sind definitiv mehr als 15.000. Ist aber keine so große Sache, bei tollen Büchern ist man immerzu geneigt, zu lesen, lesen, lesen …  

Was kann ein Buch, was das Internet gar nicht oder weniger gut kann?
Computer und Internet sind eine supertolle Erfindung. Allerdings kann ich online nicht so intensiv, entspannend lesen. Ich bin geneigt, die Überschriften zu lesen, den Text aber zu überfliegen, von einem Thema zum anderen zu hüpfen. Am Ende bin ich oftmals ein bisschen nervös und unzufrieden. 

„Lese ich ein (gutes) Buch, schaltet mein Körper auf tiefe Konzentration und Entspannung. Höre ich mit dem Lesen auf, macht sich ein wohliges Glücksgefühl in mir breit.“  
Albert Hoffmann

Antolin richtet sich an Schüler*innen. Wenn Eltern selbst nicht gerne lesen oder nicht gut lesen können, weil sie Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben, was empfehlen Sie?
Sie sollen mit ihren Kindern lesen, sich für die Bücher der Kinder interessieren, und sich immer wieder mit den Kindern in der Bücherei aufhalten, auch, um nach Büchern ihrer Muttersprache zu suchen, vielleicht sogar nach einem entsprechenden deutschen Buch. Grimms Märchen gibt es ja in vielen Ländern, manchmal etwas abgewandelt. Die Geschichten zu vergleichen macht Spaß. “Till Eulenspiegel” heißt in der Türkei zum Beispiel Hodscha Nasreddin. 

Wie häufig sollten Viertklässler – das Alter der Kinderreporter – jede Woche zum Buch greifen?
Zweimal, dreimal ist super. Manche schaffen sogar mehr, wunderbar!


Albert Hoffmann war als Lehrer von 1990 bis 1996 im Auslandsschuldienst in Kuala Lumpur, im Anschluss als Schulleiter tätig. Von ihm stammt die Idee zur seit 2001 bestehenden Leseförderungssoftware Antolin. Seit 2010 ist Albert Hoffmann pensioniert. Er lebt in der Nähe von Passau in Niederbayern.

Foto: privat