Buch-Blind Dates

„Warten auf Wind“

Das erste Buch der April-Blind Dates ist gelesen! Imke Fischbeck, verantwortlich für die Schulbibliothek des Werner-von-Siemens-Gmynasiums in Berlin-Zehlendorf, hat „Warten auf Wind“ von Oskar Kroon aus dem geheimen Umschlag gezogen. Ihr Fazit: Empfehlenswert! Nun sind die Schüler*innen dran, sich eine Meinung zu bilden, das Buch wird in der Bibliothek bereits gezirkelt.

Vinga, die Ich -Erzählerin, nimmt von der ersten Seite an kein Blatt vor den Mund und das klingt so: „Kurz sieht es so aus, als würde sie gleich wieder weinen, worauf ich jetzt echt keinen Nerv habe.“ Mit ihrer unsentimentalen und zugleich sehr feinfühligen Stimme, hat sie mich von Anfang an gefesselt und durch einen sehr besonderen Sommer voller Wendepunkte und neuer Erkenntnisse mitgenommen.

Vinga liebt das Leben auf der Insel mit ihrem Opa, der genauso wortkarg ist wie sie selbst und dem sie nichts erklären muss. Seit ihr Vater zu Hause ausgezogen ist, hat sie das Gefühl, „eine Art Quastenflosser“ zu sein – ein aus der Zeit gefallenes Wesen. Und das stimmt, denn anders als die gleichaltrige Rut, der sie auf der Insel begegnet, vermisst Vinga weder Internet noch Handy, wenn sie Tag für Tag unter Anleitung ihres Opas weiter daran arbeitet, ein altes Boot wieder seetüchtig zu machen. Ruts Gegenwart löst in Vinga ein elektrisierendes  „Kitzeln und Flattern“ aus. Auch Rut fühlt sich von Vinga angezogen – zwischen beiden entsteht schnell mehr als eine bloß zufällige Notgemeinschaft.

Dieses leise, feinfühlige Buch macht Mut, sich widersprüchlichen Gefühlen von Liebe und Selbstbehauptung zu stellen. Es weckt die Neugier auf Kräfte, die unter der Oberfläche verborgen sind und ist nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene lesenswert!

Imke Fischbeck, Fotos: privat

Hier kommt die Einschätzung von Lucia von Leoprechting aus der 6a des Siemens-Gymnasiums:

Kann sich in nur einem Sommer das ganze Leben im Meer spiegeln? Der Autor des Romans „Warten auf Wind“, Oskar Kroon, ist ein schwedischer Schriftsteller, geboren 1980 in Stockholm. Er lebt bis heute in seinem Heimatland.

Vinga freut sich wie jedes Jahr auf den Sommer, den sie bei ihrem Opa auf der Ostseeinsel verbringen darf. Sie freut sich nicht nur auf Opa und das Meer, sondern auch, die Krise ihrer Eltern hinter sich zu lassen. Ihr Vater hat eine neue Freundin und sie bekommt bald einen Halbbruder. Der alte Seemann Opa schenkt Vinga ein Boot, das von ihr mit seiner Hilfe noch seetüchtig auszubauen ist. Damit hat sie eine Aufgabe für jeden Tag der Ferien. Am Strand trifft Vinga Rut, ein echtes Stadtmädchen. So verschieden beide Mädchen sind, so sehr freunden sie sich an.

Der Halbbruder kommt auf die Welt. Opa und sie trotzen einem Sturm auf dem Weg in die Stadt. Vingas Mutter trauert noch immer. Vinga kann sich am Halbbruder nur wenig erfreuen. Viel schöner ist es, ihre Abenteuer auf der Insel fertig zu erleben und Rut wiederzutreffen. Aber auch dieser Sommer geht vorüber. Das Leben geht weiter.

„Ich fühlte mich beim Lesen, als säße ich neben Vinga auf der Jungfernfahrt ihres neugebauten Bootes, ich würde auf Wind warten und es tauchte stattdessen ein toter Schweinswal auf. Zwar ist der Text mit vielen Bildern und kunstvollen Sätzen geschrieben, doch fand ich die Geschichte langatmig und ohne Rückenwind.“

Lucia

Nur für diejenigen, die mitfühlen wollen, wie es ist, wenn sich die Eltern trennen und Opa ein echter Held ist, wie schön es ist, eine Freundin zu finden und sich ein kleines Stück von der eigenen Familie zu trennen, ist das Buch emotional schön geschrieben. Für sie würde ich das Werk weiterempfehlen.

Foto: privat