Stoffe

Ein Chronist des Glücks der kleinen Dinge

Sie proben, dass es kracht. Der kleine Tiger spielt die Kochlöffelgeige, der Bär zupft den Besenstielbass, der blinde Maulwurf klopft mit seinem Stock den Takt, während Onkel Popov in der Luft Schleifen dreht und Piezke, der Siebenschläfer – genau! Schläft. Doch am 11. März gilt es, ausgeschlafen zu sein. Janosch wird 90 Jahre alt. Als Kind war sein Herzenswunsch ein Tuschkasten gewesen.

Janosch lebt heute auf der Insel Teneriffa. Geboren wurde er am 11. März 1931 in Schlesien. Foto: Beltz&Gelberg

Seine Figuren tummeln sich in über 100 Geschichten und sind in 27 Sprachen nachzulesen. Kinder und Erwachsene lieben Janoschs Bücher, in denen die Kleinen mutiger sind als die Großen und nebenbei kleinen Weisheiten des Lebens auf die Schliche kommen, die dem Leser ein Stückchen heile Welt vermitteln: Glück ist nichts, was man kaufen kann, man muss es empfinden. („Komm’, wir finden einen Schatz“), gute Freunde sind nicht gegen Gold aufzuwiegen („Ich mache dich gesund, sagte der Bär“) und mindestens so wertvoll sind Neugier und Fantasie („Onkel Popov kann auf Bäume fliegen“). Janosch schreibt schnörkellos, erdichtet lustige Namen wie Schnuddelbuddel und Emil Grünbär oder verdreht die Realität: So gegen den Strich gebürstet hat er auch Grimms Märchen in einer Janosch-Ausgabe. Mit dem Ergebnis, dass die Prinzessin den Froschkönig heiraten will (aber er sich weigert) oder der Wolf die Ziegenmutter frisst (weil sie sagt, ihre sieben Geißlein-Kinder seien dumm).

Bär und Tiger merken, unterwegs nach Panama: Weite Reisen und große Abenteuer sind spannend, aber nirgendwo ist es schöner als zu Hause, auf dem herrlichen Sofa aus Plüsch. Janoschs poetische Geschichte erhielt 1979 den Deutschen Jugendliteraturpreis – nur eine von vielen Auszeichnungen, die der 1931 in Schlesien geborene Horst Eckert erhielt. So heißt Janosch richtig. Zum Künstlernamen überredete ihn ein Freund und Verleger, der 1960 Janosch erstes Kinderbuch druckte. Obwohl dieser nie Schriftsteller werden wollte, sondern Maler. Ganz leicht fiel ihm das Träumen davon als Junge nicht, denn seine Eltern waren arm. Der Sohn lernte zunächst Schmied (wie sein Großvater), doch konnte die Hände nicht von Farben und Pinsel lassen. „Als Kind wünschte ich mir einen Tuschkasten mit den Farben Gold, Silber und Rosa. Dazu noch Blattgrün und Blutrot.“, erinnert sich Janosch. Später folgte die wichtigste Farbe, Schwarzgelb! Tigerentenfarben.