Zwillinge in ihrem Element
Vorweg: Die „Operation Waldmeister“ hat nichts mit der Kult-Erfrischung „Berliner Weiße“ zu tun, die es in genau dieser Geschmacksrichtung gibt. Obwohl die Geschichte in Berlin spielt, zumindest teilweise.
Bis Titelfigur Elektra, genannt Elli, herausfindet, dass ihr leiblicher Vater in Hamburg lebt. So gerät sie auf die Waldmeister-Fährte. Denn Mutter Matea hat ihn der Tochter ein Leben lang, immerhin elf Jahre, vorenthalten. Praktisch, dass eine Klassenfahrt von der Spree an die Elbe unmittelbar bevorsteht und Ellis Ermittlungen vor Ort stützt. Am Ziel springt ihr jedoch erstmal ein Mädchen fast ins Gesicht (und von der Schaukel ab). Wie sich herausstellt, ist es Ellis (zweieiige) Zwillingsschwester. Sie lebt beim Vater.
Das erinnert an Erich Kästners Klassiker „Das doppelte Lottchen“, und genau das hatte Sibylle Luig auch vor Augen, als sie den ersten Band ihrer Reihe schrieb. Inzwischen gibt es drei Bücher, ein viertes ist im Werden. „Magie hoch zwei“, der Titel bezieht sich auf die Zwillinge Elli und Idi (die Abkürzung für Merida), die ihre übernatürlichen Fähigkeiten dazu einsetzen, die Elemente zu beherrschen. Die ungestüme Idi und ihre etwas zurückhaltendere, reflektiertere Schwester, finden sich, ihre Eltern aber kommen – anders als bei Erich Kästner – nicht wieder zusammen.
Sibylle Luig, studierte Kunsthistorikerin und berufene Autorin, hat den Kästner-Klassiker als Kind geliebt. Zwillinge, schildert sie, kennzeichne ein besonderer Zusammenhalt.
„Da ist ein Wesen, das einem versteht. Ein Mensch, bei dem man ganz Zuhause ist.“
Sibylle Luig
Ohne Zwilling, aber mit zwei Schwestern, hatte es die in Köln aufgewachsene Wahl-Berlinerin gleichwohl gut getroffen. Ihre Schwester Eva stand sogar Namenspatin für die Tante der magischen Buch-Zwillinge. Diese ist Tierheilpraktikerin, fährt einen VW Käfer, trägt flippige Retro-Kleidung, und passt sehr gut ins hippe Berlin, während Matea – wie Elli – die ruhigere Schwester ist. Ihre Idee war es auch, die Mädchen als kleine Kinder zu trennen, damit sie unbeschwert und ohne Zauberei aufwachsen könnten. Magische Kräfte, weiß der geneigte Leser nicht erst seit Harry Potter, können auch anstrengend sein. Die Pubertät ohne Zauberei genügt völlig.
Klar, dass es sich auch bei Mutter Matea und Tante Eva um Zwillinge handelt, die zaubern können. Und wie bei „Hexen“ Sitte, darf die Katze als Haustier nicht fehlen. Obwohl Elli sich sehr zu Lou, dem Beagle ihrer besten Freundin Henriette hingezogen fühlt. Und Idi? Die hat zwei zahme Mäuse. Nach ihrer ersten Begegnung wird den den Schwestern schnell klar, dass ihnen die Eltern etwas verheimlichen. Vom jeweils anderen Elternteil abgesehen, Vater Thomas lebt übrigens in einer Patchworkbeziehung und beschert den Zwillingen gleich noch einen Bruder, sind es die magischen Kräfte.
„Die Katzen waren gesetzt“, sagt Sibylle Luig lachend, die selbst ein Faible für die Samtpfoten hat – und es vererbte. „Meine Töchter haben sogar Katzen aus Fimo gemacht, als sie jünger waren.“ Inzwischen sind sie etwa in Ellis und Idis Alter in Band eins (die jüngere Tochter) bzw. Band drei (die ältere). Als Testleserinnen waren die Mädchen die ersten, die sich in die Geschichte ihrer Mutter vertiefen und sie beraten durften. Etwa als es an die fantasievollen Namen der Zwillinge ging. In Band zwei tauchen noch zwei Omas auf, und damit nicht genug des Generationen-Trios ….
Illustriert hat „Magie hoch zwei“ die Potsdamerin Ulrike Barth-Musil. Das Titelbild der „Operation Waldmeister“ zeigt sogar das Dach des Wohnhauses von Autorin Sibylle Luig in Berlin-Westend. Die fiesen Omas deuten indes an, dass die Hexenfamilie nicht unbedingt nur Gutes im Schilde führt.