AusLESE 2021: Vier starten
Die ersten Titel für die – hoffentlich wieder in Präsenz stattfindende – AusLESE 2021 sind gekürt!
Linda Dielemanns: Im Schatten des Löwen. Freies Geistesleben, 410 Seiten, Kl. 6.
Junhi ist eine Träumerin, die ihren Vater sucht und dabei zu sich selbst findet. Linda Dielemanns etwas anderer historischer Jugendroman geht für ein literarisches Coming-of-age weit zurück, 28.000 Jahre. Für Junhi offenbart sich eine Begabung, die sie – fasziniert und schockiert – anzunehmen vermag: Juni ist eine Träumerin. Ihre Visionen hält sie gezeichnet an den Höhlenwänden fest, heimlich, denn wer sie der Stammesführerin mitteilen und damit die Zukunft prophezeihen darf, ist streng geregelt. Junhi darf es nicht. Allerdings merkt Tukh, der Träumer des Stamms, welche Kräfte von dem Mädchen ausgehen. Er lässt sich auf eine ihrer Weissagungen ein – die mit dem Löwenmann einsetzt, dem Junhi in ihren Träumen nachjagt. In seiner Gegenwart fallen Angst und Ohnmacht von ihr ab, doch zu erkennen gibt er ihr sich auch nicht. Was schon nach Patronuszauber aus Harry Potter klingt, geht in dieselbe Richtung. Junhi findet ihre Bestimmung und lernt, sich zu behaupten, und dass Trauer und Verlust Teil des Lebens sind. Das fesselnde Buch – 400 Seiten lesen sich mühelos weg – nimmt Bezug auf die eiszeitliche Besiedlung der Schwäbischen Alb. Auch der Löwenmann hat ein reales Vorbild, die Elfenbeinfigur aus der Stadelhöhle bei Blaubeuren.
Christian Löffelbein: Malwina Morwood. Das Geheimnis von Moorwood Castle. Coppenrath, 320 Seiten, Kl. 4
Malwinas Familie ist ohne Furcht und Adel; arm, aber pfiffig. Deshalb laufen die Tochter und ihr detektivisch begabter Freund Tom zu Hochform auf, als plötzlich der Verkauf des baufällig gewordenen Herrenhauses Morwood Castle im Raum steht. „Nicht im Ernst“, denkt sich Malwina, irgendwo muss doch der vielbesagte Familienschatz versteckt sein, mit dem sich alle Schulden tilgen ließen. Ein munter erzählter Kinderkrimi samt Geistern, Rätseln zum Mitraten und einem Schatz, der erst auf den zweiten Blick wertvoll ist. Dann aber richtig. Das Buch liest sich trotz der 320 Seiten schnell wegliest und ist schon für jüngere Kinder gut nachvollziehbar.
Jenny Pearson: Die unglaubliche Wunderreise des Freddie Yates. Arena, 288 Seiten, 13 Euro. Kl. 4/5
Überragend erzählte, authentische Patchworkgeschichte: Der Tod seiner Oma trifft Freddie doppelt. Er verliert einen geliebten Menschen und erfährt, wer sein biologischer Vater ist. Bisher war Freddie mit seinem Adoptiv-Dad ein Herz und eine Seele. Aber das Wissen um seine Herkunft – oder: das Nicht-Wissen – nagt an ihm. Gemeinsam mit seinen beiden besten Freunden tritt er eine Reise quer durch England an, bei der das Trio wirklich keinen Fettnapf auslässt und Autorin Jenny Pearson ein Feuerwerk englischen Humors zündet. Am Ende findet Freddie tatsächlich heraus, wohin er gehört. Gutes Buch und gute Botschaft.
Andrea Schütze: Valérie – die Meisterdiebin von Paris. Thienemann-Esslinger (Planet!), 256 Seiten, Kl. 4/5
Schon die großartig beschriebene Kulisse ist es wert, das Buch zu lesen. Valérie und ihr Vater Gustave leben versteckt, in einer Kate auf dem Dach eines mehrstöckigen Hauses mitten in Paris. Im Gewusel der Millionenstadt sind sie nahezu unsichtbar – bewusst, denn Valéries Leben ist in Gefahr wenn herauskommt, dass sie das Talent einer Meisterdiebin hat. Der schwarze Magier Raoul Rabraquer lauert schon darauf. Als Gustave das einzige Foto von Valéries verschwundener Mutter während eines Beutezugs verliert, gibt die Tochter ihre Tarnung auf – um das Bild wiederzubeschaffen. Der Junge Matteo wird zu ihrem Verbündeten, er gehört auch zu den Meistendieben. Erzählerisch dicht, fantasievoll und temporeich.